05 – Wo Luther man gefangen nahm

Der Rennsteig bei Bad Liebenstein

Schloß Altenstein Fürstlicher Landschaftspark , Rennsteig-Sphinx , das Refugium des Meininger Theaterherzogs – dies ist eine facettenreiche Wanderung zu theatralischen Schauplätzen, dessen bedeutendster jene Stelle ist, an der Luther 1521 zum Schein gefangen genommen wurde.

2 Einkehrmöglichkeiten (1 Imbiß) unterwegs. Detaillierte Wegbeschreibung, Karte, Höhenprofil und Hintergrundinfos im Buch.

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August Trinius: Das Sommerheim eines fürstlichen Künstlers – ein Bericht des „Thüringer Wandersmanns“ aus der Zeit um 1900.

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04 – Die Höhen um Ruhla

Rennsteig-Sphinx & Gerberstein

Ruhla

Ruhla ist einer der traditionsreichsten Orte des Thüringer Waldes, dessen wechselvolle Geschichte sich in einer ebensolchen Umgebung zu spiegeln scheint. Aus dem engen Erbstromtal steigen wir zum Rennsteig hinauf, lernen die rätselhafte Inschrift auf dem Glöckner kennen und kehren dann nachdenklich von Kneipe zu Kneipe wieder zurück…

4 Einkehrmöglichkeiten unterwegs. Detaillierte Wegbeschreibung, Karte, Höhenprofil und Hintergrundinfos im Buch .

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Die Rennsteig-Sphinx auf dem Glöckner

Die rätselhafteste Stelle auf dem Rennsteig – und sozusagen allermerkwürdigstes Nationaldenkmal Deutschlands – ist die Inschrift auf dem Glöckner:Die Rennsteig-Sphinx auf dem Glöckner

"1813 wurde hier gepflanzt für 1871"

Sie ist in das tafelartige Ostende der Felsgruppe eingemeißelt. Jeder denkt natürlich, daß damit die beiden großen Reichsdaten des 19. Jahrhunderts gemeint sind, die Siege über Frankreich in der Völkerschlacht bei Leipzig und im französisch-deutschen Krieg 58 Jahre  später.

Vor allem aber denkt man natürlich, daß die Inschrift nach 1871 eingemeißelt wurde. Hier beginnt das Rätsel, denn: Schon in der ersten Beschreibung einer Rennsteigwanderung von 1830 durch Julius von Plänckner wird die Inschrift genau so zitiert, und übrigens auch noch in einem weiteren Rennsteigbuch (Alexander Ziegler, 1862).

Weitere Informationen

 

02 – Von der Saale zur Werra (Ost > West)

Jede der beiden Rennsteig-Verlaufsrichtungen hat ihre Vor- und Nachteile. Wer im Osten, an der Saale beginnt, hat gewisse topographische Vorteile: sachtere Anstiege und auf den letzten 33 km ab dem Großen Inselsberg geht es überwiegend bergab. Außerdem ist die Dramaturgie geschickter, liegen die imposantesten Landschaftseindrücke doch in der zweiten Hälfte der 168-km-Tour.

Hinweis für Geocacher

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Hier noch ein Stimmungsbild von „Rennsteigvater“ August Trinius aus der Zeit um 1900: Rennstiegpoesie auf dem Thüringer Walde.

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1. Tag – Vom Saalestrand ins Schieferland

Gemächlich steigen wir aus dem Saaletal (450 m) auf die Höhe des Frankenwaldes hinauf und erreichen damit unsere durchschnittliche Reisehöhe von um 700 m.

2. Tag – Schöne Wappen im Frankenwald

Der „thüringer Höhenpfad“ zieht auf der heutigen Etappe für 15 km durch einen nördlichen Zipfel Bayerns, das einzige Rennsteigstück, das bis 1990 in der BRD begehbar war. Hier findet sich auch der Schönwappenweg, eine Galerie der prächtigsten Grenzsteine am ganzen Rennsteig.

3. Tag – Altes Industrierevier am Rennsteig

Ein kräftiger Anstieg führt von Spechtsbrunn auf die Höhe über den typischen Griffelschieferhalden der Gegend. Die größte Stadt auf dem Rennsteig steht heute auf dem Programm, dahinter zeigt thüringens Höhenpfad mehr und mehr sein wahres Gesicht als Kamm- und Grenzweg, der von Galerien barocker Wappengrenzsteinen begleitet wird.

4. Tag – Eselsberg & Triniusstein

Von der Rennsteigwarte auf dem Eselsberg können wir heute einen herrlichen Überblick gewinnen – nicht nur über das bereits Geleistete, sondern auch über den vorausliegenden Rennsteig bis zu seinem höchsten Punkt auf dem fernen Beerberg.

5. Tag – Jetzt wird’s ernst

„Auf geht´s!“ Heute schaffen wir nicht nur die Mitte des Rennsteigs und den Übergang vom Schiefergebirge in den Thüringer Wald, sondern auch den Großteil des Aufstiegs zu dessen höchster Höhe.

6. Tag – Über den Rennsteiggipfel

Heute geht es zunächst gleich über den höchsten Punkt des Rennsteigs! Nach kräftigem Abstieg wandern wir lange mit herrlichen Ausblicken auf dem zunehmend schmaler werdenden Kamm des Thüringer Waldes dahin, bis wir an der wunderschön gelegenen Ebertswiese das verdiente Tagesziel erreichen.

7. Tag – Inselsberg & Rennsteig-Sphinx

Eine Menge Sehenswürdigkeiten liegen heute an unserem Weg, zu denen auch der Große Inselsberg als prominentester Gipfel des Thüringer Waldes gehört – der freilich auch erarbeitet sein will…

8. Tag – Hinabgerannt zum Werrastrand

Hätte man Rollen unter den Wanderstiefeln, dann wäre man heute ruckzuck am Ziel – so aber können wir per pedes den Abschied vom Rennsteig noch ein bißchen in die Länge ziehen und genießen…

01 – Von der Werra zur Saale (West > Ost)

1. Tag – „Gut Runst!“ – Start in Hörschel an der Werra

Die Rennsteigwanderung – korrekterweise „Runst“ geheißen – beginnt an der Werra, wo jeder Renner traditionsgemäß einen Kieselstein aufnimmt und 168 km übers Gebirge trägt, um ihn am Ziel in Blankenstein in die Saale zu werfen. Ganz zünftige Wandervögel stimmen erst noch den Runstgesang an, bevor sie den Rucksack schultern.

Aus einem alten Wanderbericht :

»Geisterhaft wallen die Morgennebel über die geheimnisvoll flüsternden Wellen der Werra. Noch schläft das tausendjährige Dörfchen Hörschel, aber an der Werrafähre vollzieht sich eine weihevolle Handlung. Altem Brauche gemäß bilden dort alte und junge Renner und Rennerinnen den Wanderkreis um den bändergeschmückten, wettererprobten Rennsteigwimpel. Der Wanderführer spricht kurz und herzenswarm über Wald und Wandern, Kameradschaft und Gemeinschaft. Wuchtig fallen die Worte seines Tagesspruches in den frischen, schweigenden, zukunftsträchtigen Morgen. Dann schlingt der harmonische Runstgesang um alle ein festes Band, und schon hat der Rennsteig die ganze Wanderschar in seinem Bann:

Gut Runst! Gut Runst, Gut Runst!
Oh lebe fort auf edle Art,
du herrlich schöne,
du schöne Rennsteigfahrt!

Rennsteigwimpel und Wanderstöcke werden nun in die Fluten der Werra getaucht, und die Jungrenner und Jungrennerinnen, die zum erstenmal den Gesamtrennsteig erwandern wollen, nehmen ein Steinchen von den Ufern der Werra mit, um es sechs Tage lang über die Berge und durch die Wälder zu tragen und am Ende der Wanderung damit die Saale zu grüßen.«

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Hier noch ein Stimmungsbild von „Rennsteigvater“ August Trinius aus der Zeit um 1900: Rennstiegpoesie auf dem Thüringer Walde.

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Nun aber „Frisch auf!“ (Hinweis für Geocacher) – Auf der ersten Höhe über dem Dorf taucht die Wartburg ein Stück entfernt auf, dann umfangen einen die Buchenwälder, die für das westliche Ende des Rennsteigs noch typisch sind.

Am Wege:

Steinkreuz “Wilde Sau”

Hohe Sonne mit Wartburgblick

2. Tag – Über den Großen Inselsberg

»Gipfelsturm« könnte die heutige Etappe heißen, die in stetem Anstieg auf den prominentesten Thüringerwaldgipfel führt. Eindrucksvolle Stationen säumen diesen langgezogenen Aufstieg: der Glöckner mit seiner geheimnisvollen Inschrift (Rennsteig-Sphinx ), die Aussicht vom Gerberstein über das Werratal zur Rhön, die erste Grenzsteingalerie, das Scheffeldenkmal am Dreiherrnstein auf dem Großen Weißenberg. Schließlich und endlich erreichen wir ein Stück hinter dem Großen Inselsberg das schönstgelegene Quartier auf dem ganzen Rennsteig.

3. Tag – Ist ja Spitze!

Heute geht es aufs Dach des Rennsteigs.

Die Königsetappe mit dem Gipfelpunkt der Rennsteigwanderung steht uns heute bevor. Vielleicht sollten Sie Gott Donar am Vorabend ein Trankopfer darbringen, denn wir wandern durch eine der Hauptgewitterecken des Gebirges, wo schon die Germanen – am Donnershauck – den Donnerer günstig zu stimmen suchten.

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Staunen werden Sie sicher, wenn sie dem Obelisken auf dem Straßenpaß „Rondell“ über Oberhof begegnen, den der Rennsteig über eine schön geschwungene Fußgängerbrücke kreuzt. Nebenstehend sehen Sie den Holzschnitt aus dem berühmten Rennsteigbuch von August Trinius . Zu seiner Zeit überquerten nur Pferdefuhrwerke den Paß, heute rauschen beachtliche Pferdestärken hier übers Gebirge – daher auch die Brücke.

Der Obelisk erinnert an den von Preußen unter Leitung Julius v. Plänckners auf dem Boden befreundeter Kleinstaaten finanzierten Chausseebau von 1830–32, der – in der Entstehungszeit des Zollvereins – als Symbol des noch vor der politischen Einigung zur Wirtschaftsgemeinschaft zusammenwachsenden Deutschland gefeiert wurde. Biedermeierlich spricht uns aus dem Distichon am Fuße des Monuments (oben die Wappen von Sachsen, Henneberg und Preußen) der naive Fortschrittsglaube jener Zeit an:

Heil dem schaffenden Sinn, der
zum
freundlichen Garten die Wildnis
umschuf
und der Natur Schrecken in
Lieblichkeit kehrt!

Wenn die gewußt hätten….

4. Tag – Im Osten was Neues!

Bei der heutigen Erholungsetappe nach dem gestrigen „Gewaltmarsch“ überschreiten wir die Rennsteigmitte, die zugleich ziemlich genau den Übergang vom Thüringer Wald ins Thüringer Schiefergebirge markiert. Neu ist in der Osthälfte unseres Wanderweges aber nicht nur das Gestein, sondern auch, daß hier Ortschaften auf dem Gebirgskamm liegen, weil er breiter und weniger steil ist. Neu ist daher aber auch, daß der Rennsteig auf verschiedenen Abschnitten als traditionelle Ortsverbindung fungiert und so auch zur Straße ausgebaut wurde – und der Wanderweg auf Paralleltrassen verläuft (seit Saison 2008 sechs Alternativrouten ).

Großer Dreiherrnstein

Eine der ersten Amtshandlungen des gerade gegründeten Rennsteigvereins war die Ausrichtung der 300-Jahr-Feier des »Großen Dreiherrnsteins« im August 1896. Trotz schlechten Wetters strömten über dreitausend Menschen auf dem Kamm des Gebirges zusammen! Wege und Stege waren von Fußgängern, Reitern, geschmückten Fuhrwerken und Equipagen belebt und »in langen Zügen schossen Radler vorüber«. Vereine marschierten mit ihren Fahnen auf und »Musikbanden rollten auf Leiterwagen unter schmetternden Ländlern zum Festplatze hin«, über dem der Duft von Rostbratwürsten lag, während Schaukeln, Karussels und Schießbuden den Betrieb aufnahmen. Höhepunkt war das gemeinsame Anstimmen von: »Heute tönen uns’re Lieder zu Alldeutschlands Ruhm und Ehr’ … Uns durchglühet eine Flamme: Hoch das deutsche Vaterland!« Es war das Jahr der ersten modernen Olympiade, der Entdeckung der radioaktiven Uranstrahlung durch Becquerel, des Erscheinens von Herzels »Der Judenstaat«.

5. Tag – Ein Hoch dem edlen Trinio!

Diese besinnliche Etappe führt uns endgültig ins Thüringer Schiefergebirge, das wir von der Rennsteigwarte sehr schön überschauen können, bevor wir den verschlafenen Weiler Friedrichshöhe erreichen.

Unterwegs treffen wir auf den Triniusstein , der an den Pionier der Rennsteigwanderung erinnert.

6. Tag – Porzellan, Glas, Griffelschiefer

Heute durchwandern wir das einstmalige Industrierevier auf dem Rennsteig. Keine Sorge, geschäftig geht es heutzutage nur noch in Neuhaus zu, der größten Stadt auf dem Gebirge, ansonsten umfangen uns die ewig rauchenden Wälder…

7. Tag – Auf dem Schönwappenweg

Nicht nur die Galerie der schönsten Wappengrenzsteine erwartet uns auf dem heutigen Abschnitt, wir passieren auch eine Stelle, wo Rennsteiggeschichte geschrieben wurde, den Standort des einstigen Waldhauses Waidmannsheil, in welchem das Mareile wohnte und der Rennsteigverein gegründet wurde.

8. Tag – Rennsteig adé

Ein letztes Mal stimmen Sie heute Ihren morgendlichen Runstgesang an, ein bißchen wehmütig vielleicht, weil sich die Tage frohen Wanderns ihrem Ende zuneigen. Wenn Sie vor Schlegel endgültig den Wald hinter sich lassen und ins Saaletal blicken, wandern die Gedanken noch einmal zurück über die Höhen zur Werra, wo Sie vor langer, langer Zeit, wie es scheint, einen Kieselstein aufgehoben haben …